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1986 bekam Norbert Jackschenties seine Ausreisegenehmigung aus der DDR. Vorher war er Frontmann der in der DDR verbotenen Punkband Aufruhr zur Liebe. Er lässt sich in West-Berlin nieder. 1989 gründete er zusammen mit Gerrit Schultz (Bass) und Martin Leeder (Schlagzeug) die Gruppe Fleischmann. In der Schnittmenge zwischen Béla Bartók, Brecht/Weill und Slayer, Prong und Voivod[1] begann man Musik zu machen. Zunächst rein instrumental agierend entstand die selbstfinanzierte Single Seewolf 1991. Das Berliner Magazin tip lobte die Gruppe als Mischung aus Van der Graaf Generator, Metallica und Gore.[2] Mit der Single gelang es der Gruppe einen Vertrag bei Noise Records an Land zu ziehen. Das Debütalbum Power of Limits erschien 1992. Wie die Single kam es ohne Gesang aus.
Gitarrist Norbert Jackschenties übernahm von da ab den Gesang. 1993 erschien Fleischwolf mit ausschließlich deutschen Texten und einer Coverversion von Kraftwerks Alles ist gut. Das Label vermarktete die Gruppe mit dem Sticker und Slogan „Neue Deutsche Gitarrenpower – FLEISCHMANN ist tanzbare Wut“. Die Musik kommt in der Metalszene gut an und das zweite Album verkauft sich recht gut. Gerrit Schultz allerdings beschließt die Gruppe zu verlassen und wird durch Michael Hoffmann ersetzt. Das dritte Album Treibhaus bringt es schließlich sogar auf 15.000 verkaufte Exemplare.[3]
Nach dem Erfolg von "Treibhaus" interessiert sich Sony Music für die Gruppe und nimmt sie unter Vertrag. Das Album Hunger erfüllt jedoch nicht die Erwartungen des Labels: statt Neuer Deutscher Härte präsentieren sich Fleischmann nun wesentlich sanfter. Die Band ist unzufrieden und möchte ihren musikalischen Horizont erweitern. Nach 3 Platten extremer Härte wollen sie Neues ausprobieren. Aber trotz eines Musikvideos von Jörg Buttgereit, Hintergrundgesang von Farin Urlaub (der unter dem Pseudonym „Killkill Gaskrieg“ agiert)[4] und guter Promotion schafft es das Label nur 9.000 Exemplare abzusetzen.[3]
Sony trennt sich von der Band. Genauso auch Bassist Michael Hoffmann. Als Ersatz kommt Jörg McGlynn, vorher Bassist bei der Berliner Band Gunja, die auch bei Noise Records unter Vertrag waren. Sie gehen gemeinsam auf eigene Kosten ins Studio und produzieren ein weiteres Album. Anhand des Songmaterials wird der Band bewusst wie zerrissen sie innerlich ist und die Produktion gestaltete sich als schwierig und nervenaufreibend. Nach Abschluss der Aufnahmen und bevor die Band wieder zum mixen des neuen Materials ins Studio ging, nahm sich Norbert Jackschenties eine Auszeit und fliegt für vier Wochen nach Südostasien. Kurz nachdem er wieder in Berlin ist, ertaubt er auf dem linken Ohr und erkrankt in Folge an einem Morbus Menière. Nach einem längeren Krankenhausaufenthalt beschließt die Band sich aufzulösen. Ein fertiges Album unter dem Titel Bitter bleibt bisher unveröffentlicht.